„Das traust du
dich nicht!“
Sie hatte Recht.
Sie hätte Recht gehabt. Aber ihr Tonfall war einfach ein wenig zu schnittig und
herausfordernd gewesen. Und wie sie da stand in der Umkleide des Tenniscenters,
und halb in dem engen Top steckte, die Hände in den Ärmeln feststeckten, da
überkam mich etwas. Seltsames.
Sie hatte mich durch den Squash-Court gejagt und nach Strich und Faden abgezogen. Wir hatten geduscht, und wie sie so war, zu hastig und impulsiv, hatte sie sich in den Ärmeln verheddert.
„Hilf mir! Ich stecke fest!“
Irgendwie war es
plötzlich da.
Aus dem Nichts.
Wie ein
schwarzes Samttuch. Schwer und weich. Undurchsichtig
Sie sah
irgendwie anders aus. Es sah nicht lächerlich aus, wie sie die Arme in die Luft
hielt, sie mit den Ärmeln kämpfte, ihr Kopf im Top steckte. Na gut, es sah
schon lächerlich aus. Aber da war noch etwas anderes. Ein anderes Gefühl. Es
fühlte sich an wie schwarzer Samt.
„Hilf mir doch.
Ich bin hier gefangen. Verdammt!“
Es war dieses
schwarze samtige Gefühl, das durch meinen Körper pulsierte. Aus dem Nichts
gekommen, vorher noch nie gefühlt. Irgendwie schwer. Es verdunkelte mein Blut,
ließ mein Herz fester schlagen. Schwerer. Es pochte. Pochte in meinem Leib.
Meinem Unterleib.
Wie sie da
stand, ich sie beobachten konnte, ohne dass sie mich sehen konnte.
Wie sie
zappelte.
Wie ihr blanker
Bauch hervorlugte. Weiß und straff.
Ich konnte ihre
Muskeln sehen unter der Haut. Über der kleinen Wölbung ihres Bauches. Ihre
breiten Hüften bewegten sich zappelig, aber auch bauchtänzerinnengleich im
Kampf mit dem Kleidungsstück. Sie war sehr gut in Form, und sie wusste das
auch. Wenn sie sich auch immer beschwerte, dass sie Hüften wie ein
Brauereipferd hatte und einen zu dicken Hintern. Sie kokettierte. Wenn wir
zusammen rausgingen, dann war sie es, nach der sich alle Männer und Frauen
umschauten. Und in diesem Moment schaute ich sie an.
Anders als sonst
schaute ich sie an.
„Menno, jetzt tu
doch was! Ich habe mich gefesselt. Ich bin doch so hilflos! “
Ich musste
lächeln und das Gefühl wurde verscheucht durch die Bewegung meiner Mundwinkel.
Es war ein scheues Gefühl. Sie stellte sich manchmal so an.
Aber es war kein
leichtes Lächeln. Vielmehr ein fieses, böses Lächeln.
Ein dunkles.
Es war nicht nur
der sexy Bauch meiner Süßen und ihre Situation. Es waren die Worte, die sie
benutzte.
Hilflos, gefangen, gefesselt.
Schwarze Wörter.
Samtige.
Ich saß da auf
der Holzbank in der Umkleide des Tenniscenters und sagte nichts. Schaute sie
nur an und spürte das Pochen.
Ein neues Gefühl,
das nicht passte.
Nicht zu der Location, nicht zu ihren Windungen und
dem Zerren ihrer Arme.
Sie war schon
ungeschickt.
„Hallo? Bist du
noch da?“
Ich war noch da.
Und ließ den Samt sprechen.
„Jetzt stell
dich nicht so an! Und tanz hier nicht so rum!“
„Na du hast
leicht reden. Du bist ja auch nicht überwältigt worden von einem Top. Befreist
du mich jetzt? Bitte! Bittebitte!“
Wusste sie, was
sie sagte?
Nein. Es war
wohl Zufall und nur dieser Samt, der sich in meinem Hirn breit machte und alles
umdeutete.
Ich stand auf
mit einem Seufzer, eigentlich nur um ihr zu helfen.
Aber dann hatte
ich auf einmal ihre Handgelenke in meiner Hand. In einer Hand hielt ich sie.
Über ihrem Kopf unter den Ärmeln. Und ich spürte sie. Spürte Sara, wie sie sich
bewegte. Ungeschickt und wackelig.
Während ich da
stand. Entspannt und locker.
Ich spürte das
Gefälle der Bewegungen zwischen uns. Ihre Anstrengung, meine Leichtigkeit. Sie
bewegte sich stärker und ich griff fester zu. Vielleicht unwillkürlich.
Vielleicht um ihr Halt zu geben.
Nein, es war
etwas anderes.
Ich begann zu
verstehen, was es war.
Und Sara unter
ihrem Top verstand es auch. Sie sagte nichts. Sie sprach sonst immer. War nicht
zu bremsen. Aber in diesem Moment war sie einfach still und kämpfte gegen meine
Hand an. Nicht vehement, nicht entschlossen. Natürlich hätte sie sich locker
aus dem Griff befreien können. Ich war zwar größer, aber sie war flinker,
sportlicher, gelenkiger. Sie drückte ihre Arme auseinander. Ich spürte die
Spannung, spürte wie die Sehnen ihrer Handgelenke sich strafften.
Ich spürte,
meine Finger.
Die dem Druck
stand hielten.
Die sich nicht
auseinander biegen ließen.
Die die
Kontrolle behielten.
Die stärker
waren als ihre Versuche, sich zu befreien.
Es war, als
flösse der schwarze Samt von meinen Fingern in sie über.
Wie ein steter,
kribbelnder elektrischer Strom.
Keine Ahnung,
wie lange diese Situation andauerte. Vielleicht nur Sekundenbruchteile. Es kam
mir nachher länger vor, weil so viel durch meinen Kopf ging.
So viele
Informationen, die einflossen.
So viele Fragen,
die sich stellten.
So viele
Antworten, die ich erhielt. Zweifelhaft und vage.
Vielleicht war
es nur ein winziger Augenblick, aber es kam mir ziemlich viel länger vor.
Und dennoch zu
kurz.
Ich begann den
schwarzen Samt ein wenig zu verstehen.
Schließlich
sprach Sara.
„Befreist du
mich jetzt endlich? Bitte. Bittebitte. Oder wie lange willst du mich noch in
dieser peinlichen Lage gefangen lassen, Claudia? Komm schon!“
Es klang spielerisch,
neckend. Aber da waren sie wieder. Die Worte. Und noch deutlichere.
Sara hatte den
Augenblick verstanden. Ich erkannte irgendwo hinter der Betonung ihrer Worte
den bläulichen Schimmer des schwarzen Stoffes.
Ich musste tief
einatmen, um meinen schweren Herzschlag zurückzudrängen, der mich nicht
nachdenken ließ. Ich brauchte die richtigen Worte, um es nicht kaputt zu
machen. Sie mussten leicht klingen und spielerisch, aber auch signalisieren,
dass ich sie verstand und weitermachen wollte.
„Wenn du weiter
so zappelst, dann lass ich dich hier drin stecken und zerr dich so aus der
Umkleide. Das wär ein Anblick!“
Es waren nicht
ihre Worte, sondern das erneute vergebliche Sträuben und die Anspannung, viel
mehr aber die resignierende Entspannung ihrer Muskeln. Wie jemand, der erkennt,
wie nutzlos es ist, sich gegen eiserne Ketten zu stemmen und sich dem Schicksal
ergibt. Ihr Seufzer zum Schluss machte das noch einmal deutlich.
„Bitte, ich
flehe dich an. Befrei mich!“
„So leicht mache
ich es dir nicht.“
Was hier ablief,
war uns beiden klar.
Es war ein
Spiel.
Mein Herz schlug
schwerer. Mein Blut musste dicker fließen in meinen Adern.
Vom Samt
verdickt.
„Ach komm,
bitte. Was muss ich tun, dass du mich befreist?“
„Zunächst einmal
hörst du auf zu zappeln. Sonst zerre ich dich hier echt raus. So wie du bist.
Steh still und gerade.“
„Jawohl,
Claudia!“
Ihr Körper
spannte sich an. Es war der erste Befehl, den ich ihr gegeben hatte.
Und sie befolgte
ihn.
Mein Hirn wurde
überschwemmt mit Fragen:
Was passierte
hier? Was war das? Wie war das entstanden? Wo sollte das hinführen? Was sollte
ich als Nächstes tun?
Mir schien, als
hätte ich etwas losgetreten, das mich überforderte, das ich nicht kontrollieren
konnte. Dabei war ich diejenige, die die Kontrolle hatte. Die Fragen klatschten
auf mich ein, wie Wellen in der Brandung. Aber das Wasser war warm und
angenehm. Irgendwie erfrischend.
Ich wollte am
Liebsten anhalten, wollte die Regeln aushandeln, wollte eine Bestätigung von
ihr, dass wir hier das gleiche machten und wollten.
Ich wollte das
Ziel definieren.
Ich wollte ihr
Einverständnis.
Ich wollte mich
versichern.
Aber nichts
davon konnte ich haben.
Ich musste
weitermachen und mich darauf verlassen, dass ich sie richtig verstand. Dass ich
das Spiel ihres Körpers, den Ton ihrer Stimme, die Bewegungen ihrer Muskeln
richtig deutete.
Worten waren
nutzlos in diesem Moment.
Vielleicht sogar
schädlich.
Vielleicht
spürte sie meine Unsicherheit, jedenfalls machte sie den nächsten Zug:
„Kannst du mich
bitte hier rauslassen? Ich flehe dich an. Was soll ich tun? Ich werde machen,
was du sagst. Was ist, wenn jemand reinkommt und mich hier so sieht? Das wäre
echt peinlich für mich.“
Diese devoten
Worte. Dieses Unterwürfige. Unter dem Griff meiner Hand.
Und sie begann
wieder sich zu winden, mit den Hüften zu wackeln, missachtete meinen Befehl.
Ich musste
reagieren.
Ich ging ganz
nah an sie heran, flüsterte scharf in ihr Ohr, und hoffte, dass sie meinen Atem
durch das Top spüren konnte:
„Hör zu, mein
kleines Wildpferd! Ich bestimme, wo es hier lang geht und wie es laufen wird.
Du hast hier nichts zu fordern. Wenn ich will, bleibst du hier so den ganzen
Abend drin stecken.
Und dabei
streichelte ich mit dem Zeigefinger über ihren Bauch. Ich spürte die zarte
Haut, unter der sich ihre Muskeln abzeichneten.
Ich spürte jede
Kurve ihres Körpers.
Dann drehte ich
den Finger, dass mein Nagel über ihre Haut glitt, umspielte ihren Bauchnabel,
drückte etwas fester. Drohend, als wäre der Nagel eine Klinge.
Scharf und
gefährlich.
Sie hielt die
Luft an, ihr Bauch zog sich zusammen, die Muskeln wurden hart, wie um sich zu
schützen vor einer unbekannten Gefahr.
Sie hielt die
Luft an. Ihr Körper zitterte leicht, sie musste ihren Stand ändern, um die
Balance nicht zu verlieren.
Meine andere Hand
verstärkte den Druck auf ihre Handgelenke.
Mir schlug das
Herz bis in den Hals. War ich zu forsch? Wohin sollte das führen? Wohin?
Ich spielte
weiter. Ließ sie in dieser angespannten Haltung. Meine Hand umfuhr ihre Taille.
Die schlanke Taille, die ich schon immer bewundert hatte. Ich strich über ihren
Rücken, folgte seinen Linien bis an den Saum ihrer weißen Jeans. Erfühlte die
beiden kleinen Einbuchtungen über dem Steißbein. Links und rechts der
Wirbelsäule. Diese kleinen Senken, die so einladend aussahen. Fuhr höher, bis
an den Rand des Tops. Wie ein Gewitterschauer zog eine Gänsehaut über ihren
Rücken.
Sie konnte ihre
Gefühle vor mir nicht verbergen.
„Das scheint dir
wohl zu gefallen“ spottete ich mit strenger Stimme.
Sie nickte
unmerklich. Als wäre es ihr peinlich.
Meine
streichelte weiter.
Sie hätte sagen
können, dass ich damit aufhören solle. Sie hätte das alles abbrechen können.
Mit einem Wort. Einer Geste.
Sie tat es
nicht.
Minutenlang
streichelte ich sie. Der Samt in meinem Blut machte mein Streicheln weich und
verführerisch. Bis sie die Spannung nicht mehr länger halten konnte und mit
einem hörbaren Seufzer ausatmete.
Was passierte
hier? Das Pochen in meinem Leib war nicht mehr zu ignorieren. Die Wärme.
Ich musste die
Spannung etwas rausnehmen. Lenkte mich ab.
Ich sah mich um.
Das kalte grelle Licht der Neonröhren, die weißen Fliesen, der Geruch nach
Schweiß und Chlor. All das passte nicht zur Situation. Oben in der Gaststätte
des Tenniscenters konnte man gedämpft die Stimmen und das Gelächter einiger
Gäste hören.
Was sich hier
gerade abspielte gehörte nicht an diesen Ort.
Wir mussten hier
raus.
Aber ich konnte
Sara nicht einfach das Top über den Kopf ziehen und sie hier rauslatschen
lassen. Das hätte die Stimmung kaputt gemacht. Ich wollte den Samt behalten. Er
sollte mir nicht entwischen. Aber wie?
Ich lehnte mich
an sie mit meinem ganzen Körper. Sie sollte mich spüren. ein wenig so, wie ich
sie gespürt hatte, und flüsterte:
„Ich schaffe
dich jetzt hier raus, und du kommst mit mir mit! Und du wirst schön artig sein,
hast du verstanden?“
Es war relativ
lahm, das war mir klar und Sara wohl auch.
„Und was, wenn
ich nicht will? Wenn ich nicht mit dir mitkommen möchte?“
Meine Drohung
war ihr offensichtlich nicht genug. Sie forderte mich offen heraus.
„Dann fessele
ich dich halt, und du marschierst gefesselt hier heraus. Dass alle es sehen
können, was du für eine unartige wilde Stute bist.
„Das traust du
dich nicht!“
Da war es.
Wie gesagt, das
Spiel war zu weit gediehen, um es jetzt abzubrechen. Ich hätte mich wirklich
nicht getraut, wenn man mir das vorher gesagt hätte. Ich hätte vieles, was
passiert war und passieren sollte, nicht geglaubt.
Aber jetzt gab
es kein Zurück mehr.
Und sie wollte
es so.
„Dann werde ich
dich zäumen müssen!“
„Dann wirst du
das wohl tun müssen!“
Und um zu
unterstreichen, wie wenig sie sich durch Worte würde fesseln lassen, begann sie
wieder gegen meinen Griff zu rebellieren.
Verdammt, das
war schwieriger, als ich gedacht hatte.
Sie war wirklich
entschlossen, dieses Spiel zu spielen.
Entschlossener
als ich? Nein. Was ich da erfühlt hatte, wollte ich fortsetzen.
Ich sah mich um
in der kargen Umkleidekabine, ließ meinen Blick schweifen. Schließlich fiel er
auf Saras Schuhe. Segelschuhe mit weißen Schnürsenkeln.
„Also gut, du
wilde kleine Stute! Du hast es so gewollt!“
Ich zerrte sie
hinunter, bedeutete ihr, sich hinzusetzen, was in ihrer Position nicht ganz
einfach war und ihr einige Schwierigkeiten bereitete.
Dann zog ich
ihre Handgelenke bis auf den Boden, was zur Folge hatte, dass sie sich ziemlich
beugen musste. Ich war mir sicher, dass das keine angenehme Haltung war, ihr
vielleicht sogar einige Schmerzen bereitete. Aber sie beschwerte sich nicht.
Mit einer Hand hielt ich immer noch ihre Handgelenke, mit der anderen zog ich
die Schnürsenkel aus ihren Schuhen. Einhändig war das zunächst nicht ganz
einfach, aber schließlich gelang es mir. Dann zog ich ihr die Ärmel des Tops so
weit hinunter, dass ihre Hände wieder frei waren, nur um die Handgelenke einen
Augenblick später wieder zusammen zu fesseln mit einem der Schnürsenkel.
Den anderen band
ich wie eine Leine an dem anderen fest.
Sie hätte sich
locker befreien können. Es wäre ein Kinderspiel gewesen.
Sie tat es
nicht.
Jetzt war sie
wirklich gefesselt.
Ich setzte mich
zu ihr auf die Bank, rückte nah an sie heran und hauchte ihr ins Ohr:
„Das hast du
jetzt davon, meine kleine wilde Stute. Du hast es so gewollt. Du siehst, ich
meine es ernst.“
„Und wie soll
ich jetzt hier rauslaufen, ohne Schnürsenkel in den Schuhen?“
In ihrer Stimme
schwang ein wenig Unsicherheit mit. Sie hatte wohl nicht erwartet, was ich
getan hatte, wohl nicht geglaubt, dass ich sie wirklich fesseln würde.
„Tja, daran
hättest du früher denken sollen!“
Mir gefiel das
Spiel.
„Ich werde dich
jetzt dein Top richten, und dann gehen wir beide hier raus. Und du wirst ganz
artig sein. Verstanden?“
Sie wollte etwas
sagen, aber ich legte ihr nur den Zeigefinger auf den Mund und machte:
„Schhh, du hast
jetzt gar nichts mehr zu sagen. Du sprichst nur noch, wenn du gefragt wirst.
Hast du verstanden?“
Sie nickte, und
ich konnte spüren, wie sie unter dem Top leicht die Lippen spitzte um meinen
Finger zu küssen.
Und mir lief ein
Schauder über den Rücken.
„Sehr schön.
Kein Wort mehr, verstanden?“
Sie nickte.
Ich stand auf
und zerrte sie etwas unsanft an der Schnürsenkelleine auf ihre Füße.
„Dann werden wir
dich mal richten. Du siehst ja lächerlich aus.“
Ich kann nicht
sagen, dass ich sonderlich sanft war, als ich ihr das Top über den Kopf zog.
Eher so wie eine Mutter genervt an der Kleidern ihrer unartigen Tochter
herumzerrt.
Zum ersten Mal,
seit wir unser Spiel begonnen hatten, blickte ich in ihre Augen.
Sie waren noch
nie so gewesen.
So braun.
So groß.
So anders.
Zart, unsicher,
samtig.
Am liebsten
hätte ich sie sofort geküsst. Auf der Stelle.
Hätte sie an
mich gedrückt, hätte ... –
Aber so lief das
Spiel nicht, und ich erkannte, dass meine Rolle Disziplin verlangte.
Ich blickte sie
an. Meine Augen hart, reglos, inquisitiv. Ich blickte nicht, ich starrte. Auf
sie herab.
Und sie schmolz.
Unter meinem
Blick.
Wurde kleiner.
Die Ironie und
das Kecke, das eben noch ihr Handeln bestimmt hatte, war verschwunden.
Mein Blick hatte
es exorziert. Dafür war kein Platz mehr.
Nicht an diesem
Abend.
Himmel, wie
fühlte sich dieser schwarze Samt an!
Edel und
erhaben.
Es würde
peinlich für sie werden. Die gefesselten Hände konnte sie vielleicht
kaschieren, wenn sie sie dicht an ihrem Körper hielt. Wer nicht genau hinsah,
würde es nicht bemerken. Aber in Schuhen ohne Schnürsenkel zu laufen würde die
Aufmerksamkeit auf sie richten. Sie würde die Füße über den Boden schleifen
lassen müssen.
Wie würde sie
sich dabei fühlen?
Ein Lächeln flog
über meine Lippen. Der Weg bis zum Auto. Sie würde den jetzt an ihrem geistigen
Auge vorbei laufen lassen. Dachte an die Schwierigkeiten, die Treppe hoch in
den Gastraum steigen zu müssen. Durch das Lokal zu laufen. An den Tischen
vorbei, wo die Gäste saßen. Und das Restaurant war um die Zeit gut gefüllt.
Dachte daran, die schwere Glastüre aufmachen zu müssen und zum Parkplatz zu
laufen.
Es würde ihr so
peinlich sein!
Aber Sara hatte
es so gewollt.
Und ich hatte
noch nicht genug.
Ich war im
Rausch des schwarzen Stoffes und wollte noch mehr.
Dieser Gang
sollte zu einem werden, den sie so schnell nicht vergessen würde.
Ich trat einen
Schritt näher, in ihren Bereich, drohend und flüsterte, während ich sie
eindringlich ansah mit stählernen Augen:
„Schatz, du hast
dich mit jemandem angelegt, der nicht so harmlos ist, wie du glaubst. Jetzt
musst du das auch durchstehen.“
Kleine Pause.
„Mir ist
durchaus aufgefallen, wie du die ganze Zeit mit deinen Hüften geschwungen und
deinen super trainierten Bauch rumgezeigt hast. Du bist ziemlich stolz drauf,
was?“
Sie regte sich
nicht, und ich zerrte an der Leine, um eine Reaktion zu bekommen.
Sie nickte
beschämt.
„Dann zeig ihn
doch auch.“
Damit zog ich
ihr das Top hoch, schief, dass ihr Bauch für jeden zu sehen war. Das war keine
große Geste, aber es würde dazu beitragen, dass man sie beachtete. Während ich
so an ihr herumzupfte, kam mir noch ein anderer Einfall.
Ein fieserer.
Sara hatte für
meine Begriffe nervig oft darauf hingewiesen, dass ihr, seit sie ihr
Fitness-Training intensiviert hatte, all ihre Hosen zu weit geworden waren.
Sie hatte eine
tolle Figur, das konnte jeder sehen, aber sie musste das nicht noch immer so
platt erwähnen. Mit einer lässigen Handbewegung und einem süffisanten Lächeln
öffnete ich den Knopf ihrer Jeans.
„Wollen wir doch
mal sehen, ob dir die Hosen wirklich alle zu weit geworden sind! Ich würde
gerne sehen, ob sie rutscht.“
Für einen
Augenblick sah ich Entsetzen in ihrem Blick. Damit hatte sie nicht gerechnet.
War ich zu weit
gegangen?
Aber was konnte
schon passieren? Die Jeans würde ihr nicht bis auf die Knie rutschen. Sie würde
nur ein wenig breitbeiniger laufen müssen, und zur Not könnte sie mit ihren
gefesselten Händen die Hose auch oben halten. Im schlimmsten Fall würden die
Gäste komisch gucken. Aber das wollte ich ja.
„Hast du damit
ein Problem?“
Ich mochte den
schneidigen, herablassenden Ton in meiner Stimme.
Sie sah mich an,
bis mein Blick sie erdrückte, sie die Augen senken musste und leicht den Kopf
schüttelte.
„Gut, dann wäre
das ja geklärt.“
Sie nickte
wieder. Fast unmerklich.
„Dann können wir
uns ja auf den Weg machen. Du packst jetzt noch unsere Sachen zusammen und dann
können wir!“
Eigentlich hatte
ich das selbst machen wollen, aber es wäre viel lustiger, sie das machen zu
lassen mit ihrer eingeschränkten Bewegung.
Mit gefesselten
Händen.
In Schuhen ohne
Senkeln.
Mit rutschender
Hose.
Ich setzte mich
auf die Bank und sah ihr zu mit einem spöttischen Lächeln.
Wie sie sich
abmühte.
Ungewohnte
Bewegungen machen musste in ihrer unangenehmen Lage.
Und sie hatte
sich verändert.
Sie war vollends
unterwürfig.
Keine Neckereien
mehr.
Keine
Herausforderungen mehr.
Keine
Respektlosigkeiten mehr.
Als sie
schließlich fertig war, stand ich auf, nahm unsere beiden Taschen und sagte:
„Ich trag das
Gepäck. Deinen tollen Körper brauchst du ja nicht zu verstecken. Du gehst vor!“
* * *
Als wir im Auto
saßen sah ich sie an. Sara hatte den Blick auf den Boden gerichtet, die Hände
im Schoß, wand die Handgelenke ein wenig.
War ich zu weit
gegangen? Hatte ich sie zu sehr gedemütigt? Hatte ich den Bogen überspannt? War
es mit mir durchgegangen? Was sollte ich machen?
Ich entschied,
in meiner Rolle zu bleiben.
„Das war doch
gar nicht so schlimm, fandest du nicht auch?“
Die Ironie war
schneidend.
Die Frage war
ein Test. Ich hoffte, dass sie meine Unsicherheit nicht mithörte. Sie könnte
jetzt alles beenden. Ein Wort würde reichen. Ich könnte es ihr nicht verdenken.
Ich muss
zugeben, mein Herz hatte ebenso gepocht wie ihres, und ich war mir sicher, dass
in unser beider Herzen nicht nur das Adrenalin kochte, sondern auch die
Endorphine.
Ich hatte sie
gezwungen, sich zu demütigen. In einer Art und Weise, wie ich es selbst nie mit
mir hätte machen lassen.
Diese Geste, die
Sara mir gegeben hatte, war mir ein Mysterium. Warum ließ jemand so etwas mit
sich machen? Die nächste Frage wäre, warum ich so etwas machte? Warum ich
jemanden in solch eine Lage gebracht hatte? Warum ich daran Spaß empfunden
hatte. Jemanden zu demütigen. Nein, Spaß war das falsche Wort.
Lust.
Mir wurde klar,
dass dieser Samt so pechschwarz war, bis in meine Seele glänzte.
Sie sagte
nichts.
Schüttelte nur
leicht den Kopf.
Wie es ihrer
Rolle gebührte. Sie war noch drin. Ich sah sie an. Ihre Haltung hatte sich
immer noch nicht geändert. Sie war demütig wie in der Umkleide.
Haderte nicht
mit ihrem Schicksal, beschwerte sich nicht.
Ein Wort, eine
Geste und ich hätte alles abgebrochen.
Sie kam nicht.
Das Spiel ging weiter.
Eine Welle der
Erleichterung schwappte über mich.
„Wir fahren zu
mir. Aber ich kann nicht sehen, wie deine Hände da in deinem Schoß rumkneten.
Was machst du da? Ich will das nicht. Nimm mal schön die Hände hinter die
Kopfstützen.“
Ich wollte, dass
sie spürte, wer das Sagen hatte.
Sie gehorchte.
Hob die gefesselten Arm über den Kopf und hinter die Kopfstütze.
Und wieder war
sie schutzlos, konnte ihren Oberkörper nicht beschützen. Ich reichte hinüber zu
ihr, strich über ihren Bauch, der sich wieder versteifte, der immer noch so
wunderbar weich und darunter so straff und hart war.
Gott, wie mich
das anmachte!
Dieses Pochen
war zurück.
In meinem
Unterleib.
Der schwere
Samt.
Am liebsten
hätte sich sie jetzt und hier vernascht.
Meine Güte, wie
konnte man nur so scharf in einem alten Opel Corsa sitzen?
Wie konnte man
so scharf sein?
Wie sie?
Aber ich hielt
mich zurück. Nahm mir Zeit, sie zu streicheln. Wie, wo und so lange ich es
wollte.
Ich war trunken
von ihr. Berührte sie. Forschend.
Immer wieder kam
ich in die Nähe ihrer Brüste. Doch ich berührte sie nicht.
Nicht, weil ich
nicht wollte oder mich nicht traute, sondern weil ich fühlte, dass sie es
wollte.
Sie hielt den
Atem an, wenn ich in die Nähe ihrer Brüste kam. Sie bog das Rückgrat durch. Nur
ein wenig, fast unmerklich, aber ich merkte, wie sich ihr Körper anspannte.
Sie bot sich
meinen Fingern an.
Konnte es nicht
erwarten.
Reckte sich
ihnen entgegen.
Aber so schnell
sollte sie nicht bekommen, was sie wollte.
„So, dann wollen
wir mal. Aber erst müssen wir dich noch anschnallen.“
Natürlich hätte
sie sich auch selbst anschnallen können, aber ich wollte sie noch ein wenig
aufreizen. Also lehnte ich mich zu ihr hinüber, etwas weiter, als notwendig
gewesen wäre, nahm den Gurt, fummelte damit etwas mehr, als notwendig gewesen
wäre, herum und stellte sicher, dass mein Oberkörper ihren berührte, und dass
sie meine frisch gewaschenen Haare roch. Ich zog den Gurt eng an ihrem Körper
vorbei und klickte ihn ein.
Dann startete
ich den Wagen und fuhr los.
*
* *
Was mich an der
ganzen Sache am meisten irritierte, war, wie sehr es mich angemacht hatte. Hinter
ihr her zu laufen. Mit einem maliziösen Lächeln tief eingebrannt auf dem
Gesicht. Alle Schwierigkeiten, die sie haben musste, mit Genugtuung hinnehmend.
Darauf zu hoffen, dass irgendwer bemerkte, was hier los war. Vielleicht die
vier Typen mit ihren Bierwampen, die vorher bestimmt keinen Sport betrieben
hatten und laut lachten und Bier aus großen Humpen tranken.
Was für ein
Schauspiel das gewesen wäre. Sie hätten mit den Fingern auf sie gezeigt. Sie
hätten geprustet und gelacht. Sie hätten ihr blöde Sprüche gedrückt.
Und ich hatte
daran Spaß. Das war doch irgendwie krank.
Oder nicht?
Wie
Viertklässler auf dem Schulhof, die Mitschüler demütigten, weil die nicht dazu
gehörten. Mobbing. War es das? Nein, sicher nicht. Das passte alles nicht.
Macht und Lust.
Eine Kombination,
die ich zuvor noch nie gekostet hatte.
So wie
Schokolade mit Chilipfeffer.
Ich machte mir
schon ein wenig Sorge über meine Gemütslage. Meine Gehässigkeit. Meinen Spaß an
der Demütigung dieser tollen Frau, die ich noch gar nicht so lange kannte.
Es war schon
peinlich gewesen, wie sie durch die Umkleide geschlurft war, die Treppe hinauf.
Langsam, krampfhaft bemüht, nicht aufzufallen und auf der andere Seite ihre
Hose am Rutschten zu hindern, was sich gegenseitig ziemlich ausschloss.
Aber sie machte
das ganz gut. Niemand merkte etwas. Bis auf die Kellnerin, die plötzlich vor
ihr stand.
So eine Blonde,
die noch nicht lange dabei war.
Wir hatten schon
über sie gelästert, weil sie die viel zu blonden Haare zu streng zu einem Dutt
zusammengebunden hatte. Sie hätte damit in einen neumodischen Gourmetladen
gepasst, nicht aber in das Restaurant eines Tenniscenters.
Die stand
jedenfalls plötzlich vor ihr.
Mit vier
Tellern. Jägerschnitzel, Wienerschnitzel, zweimal Zigeunerschnitzel.
Sara war so mit
sich beschäftigt gewesen, dass sie es nicht gemerkt hatte, wie sie der jungen
Frau den Weg versperrte.
Die stand da,
erst ein wenig genervt, beide Hände voll, ein Bein angewinkelt, dass der etwas
zu kurze schwarze Rock Falten warf und ihre Hüften betonte.
Fast ein wenig
lasziv. War das ihre Masche, mehr Trinkgeld zu kassieren?
Aber mein
Verstand war so sexuell aufgeheizt, es konnte auch sein, dass ich einfach zu
viel interpretierte.
Sie musterte
Sara.
Sah die
fehlenden Schnürsenkel.
Sah, dass Sara
damit gefesselt war.
Ich konnte es in
ihrem Blick erkennen.
Ich wusste
nicht, wie sie sich das zusammenreimte, aber sie suchte Saras Blick. Doch die
merkte es erst nicht. Als sie es dann mitbekam, dass sie gemustert wurde von
dieser Kellnerin, über die wir schon gelästert hatten, und deren strenges
Aussehen in dieser Situation eine ganz andere Bedeutung erhielt, da war es ihr
peinlich. Sie starrte auf den Boden, wand sich ein wenig, als wollte sie im
Boden versinken.
Als Sara an ihr
vorbei gegangen war, sah sie mich an.
Fragend,
vielleicht ein wenig anklagend. Ob sie wusste, was wir hier trieben? Sah ich
den Hauch eines süffisanten Lächelns? Fast wurde es mir auch ein wenig
peinlich. Aber ich wischte den Gedanken beiseite. Das passte nicht hierher.
Ich ging an ihr vorbei
und hörte, wie sie mit klackernden Absätzen an den Tisch ging und die vier
Schnitzel servierte.
Als ich mich
umdrehte an der Glastür, weil Sara mit ihren gefesselten Händen Schwierigkeiten
hatte, diese zu öffnen, da stand sie vor der Theke und beobachtete Saras
Versuche, die Tür zu öffnen. Unsere Blicke trafen sich wieder für einen
Augenblick. Ich konnte ihre Blicke nicht deuten. Mysteriös.
*
* *
Wir fuhren zu
mir. Einerseits ignorierte ich Sara auf der Fahrt, sprach nicht mit ihr, sah
sie nicht an. Auf der anderen Seite hatte ich meine rechte Hand locker auf
ihrem Oberschenkel liegen. So wie Typen das bei ihren Freundinnen machen. Mal
streichelte ich über ihr Knie, mal ließ ich die Hand ihren Schenkel hochfahren,
ließ sie auch mal zwischen ihren Schenkeln verschwinden. Aber nur kurz. Und ich
berührte sie nicht im Schritt. Überhaupt waren meine Bewegungen beiläufig. Ein
wenig gelangweilt. Ich wollte sie nicht anheizen. Es war mehr so ein Streicheln
aus Langeweile, zumindest sollte es so wirken. Wie man seine Katze beiläufig
streichelt, während man ein angeregtes Gespräch führt. Abwesend.
Wenn ich
abbiegen oder blinken musste, nahm ich die Hand weg ans Steuer, wenn ich sie
zum Fahren nicht mehr benötigte, legte ich sie wieder auf ihren Schenkel. Ich wollte
den Eindruck erwecken, als wäre sie für mich etwas Belangloses.
Aber ich war mir
sicher, dass sie jede Bewegung meiner Hand, jedes Streicheln genau
registrierte.
Bis in meine
Fingerspitzen.
Sie sollte nicht
zur Ruhe kommen.
In ihren
Gedanken an mich gekettet bleiben.
Aber natürlich
ging es mir nicht anders. Mein Desinteresse war nur gespielt. Schlecht
gespielt. Ich brodelte. Und das merkte sie bestimmt auch.
Wie konnte es
dazu kommen? War das wirklich alles Zufall gewesen? Diese Situation und ihre
Worte, die diesen schweren Stoff heraufbeschworen hatten. War das alles einfach
so gekommen? Konnte das sein? Mir kamen Zweifel. Hatte sie was damit zu tun?
Hatte sie mich da hineingezogen? Machte sie so was häufiger? War ich verführt
worden, sie zu dominieren? Ging das? Hatte sie mich manipuliert und nicht ich sie? Stand sie auf so was? Stand ich
auf so was?
Ich kannte Sara
noch nicht lange. Vor ein paar Monaten war sie in meine Abteilung gekommen. Wir
hatten uns recht schnell angefreundet. Ganz normal. Ich wusste nicht, dass sie
auf Frauen stand. Ich hatte zwar schon mal was mit einer Frau gehabt, aber das
war schon lange her. Es war nett gewesen, aber irgendwie, ich weiß nicht, war
es auseinander gegangen, und ich hatte einen ziemlich netten Freund gefunden.
Dieses Frauending hatte ich als Phase abgetan, und irgendwie war mir das auch
ganz recht. Ich musste nicht unbedingt lesbisch sein. Das war mir zu
kompliziert und mit dieser ganzen Homosexuellenbewegung musste ich auch nicht
unbedingt was zu tun haben. Ich war dafür zu konventionell, zu spießig - und
die waren mir zu egozentrisch. Look at me. I’m schwul! Das musste ich
nicht haben.
Wie auch immer.
Aber wie konnte das sein, dass aus einer solch harmlosen Situation so eine erotische Spannung entstehen konnte? Konnte es das einfach so? Hatte sie mich da hinein gelockt?
Das würde erklären, warum sie mich so provoziert hatte und die Demütigungen so anstandslos akzeptiert hatte. Warum sie so willig gehorchte. Als hätte sie dieses Spiel schon einmal gespielt. Wenn das so war, dann würde sie noch mehr akzeptieren als ich zu verlangen beabsichtigt hatte. Stimmte das?
Sie war so still, sagte nichts. Ich hatte ihr das befohlen, okay, aber das war nicht ihre Art. Sie plapperte und brabbelte sonst, dass es mir manchmal zu den Ohren rausquoll. Und jetzt? Hielt sie sich strikt an eine Order, die ich ohne Hintergedanken einfach so ausgesprochen hatte.
Die
Straßenlaternen ließen beständig ihr Licht über sie gleiten. Hell. Dunkel.
Hell. Dunkel.
Ich musterte
Sara. Wie das Licht über ihren Körper fuhr. Für eine Sekunde. Um sie dann
wieder in Dunkelheit zu tauchen. Es enthüllte bei jedem Streifen ein neues
Detail. Für einen Bruchteil.
Wie sie da saß.
Aufrecht.
Angespannt.
Das Licht, das
über sie streichelte.
Die Brüste, die
durch ihre strenge Körperhaltung aufgerichtet waren.
Der gesenkte
Kopf.
Sie war
wunderschön.
In dieser
devoten Haltung.
Ich hätte nie
gedacht, dass man so erotisch in einem Auto sitzen konnte. Und das, ohne etwas
zu tun. Sie saß da, still und reglos. Für mich
saß sie da und wartete. Wartete, was ich mit ihr anstellen würde. Was würde ich
mit ihr anstellen?
Wieder war der
Samt da.
Was war das nur?
Was machte sie mit mir?
Ich war
besessen.
Trunken von
ihrer demütigen Schönheit.
Ich konnte es
nicht erwarten, mit ihr allein zu sein.
*
* *
Ich fuhr in die
Tiefgarage, stellte den Wagen ab und gab ihr knappe Befehle:
„Steig aus“,
„Folge mir“.
Sie hatte einige
Mühe, den Gurt zu öffnen und auszusteigen mit den gebundenen Händen. Die
Haltung war wohl nicht ganz bequem gewesen. Aber sie beschwerte sich nicht. So
sollte es sein.
Ich schloss
meine Wohnung auf. Glücklicherweise hatte ich heute noch aufgeräumt. Von einer
Domina erwartete man nicht, dass sie in einem Saustall lebte.
Ich hielt in Gedanken
inne. War ich das? Eine Domina? Nein. Das Wort schmeckte schal, abgegriffen.
Nach Schmuddel. Lack und Leder und billigen Posen. Ruf mich an!
Aber ich
dominierte Sara. Zu was machte mich das?
Mein Herz
klopfte. Klopfte ihres auch? Sicherlich. Mehr als meines? Ich wollte es.
Die Zweifel
nagten an mir. Ich wollte die Herrin sein. Nicht die im Korsett mit schwarzen
Netzstrümpfen.
Ich wollte
diejenige sein, die die Kontrolle hatte.
Ich wollte, dass
Sara aufgeregt war, während ich die Kälte sein wollte. Die Bette Davis oder
Marlene Dietrich. Sie sollte die Audrey Hepburn sein. Süß. Verletzlich. Mit den
Rehaugen.
Gewissheit
brauchte ich und noch mehr das Gefühl der Macht.
Ich ging ins
Wohnzimmer und setzte mich in meinen hohen Sessel. Schlug die Beine übereinander
und blickte sie kalt an. Musterte sie.
Wieder schmolz
sie unter meinem Blick. Verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere,
wand die immer noch verschnürten Handgelenke.
„Steh still!“
Sie senkte den
Blick.
„Und gerade.
Sieh mich an!“
Meine Augen
fingen ihre ein wie Stahlseile verband uns der Blick.
Unerbittlich.
Ich strich über
meinen Oberschenkel. Aber ich fühlte nicht die Jeans. Ich fühlte wieder diesen
schwarzen Samt unter meinen Fingern. Weich und schwül.
Mein Gott!
Es war ein Rausch.
Es pulsierte
durch meinen Körper, färbte mein Blut dunkel.
Ich sah sie nur
an, und sie sah mich an.
Und in diesem
Blick steckte alles.
So hatte ich
noch nie jemanden angeschaut, und so hatte mich noch nie jemand angeschaut.
Ich suhlte mich
geradezu darin. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, hätte sie gewalttätig
umarmt und wild geküsst. Hätte meine Hände über sie gleiten lassen. Nicht sanft
und zart. Sondern hart und brutal. Wie ein Raubtier. Hätte meine Finger in ihre
Haut gekrallt. Dass auch Stunden später noch die Spuren zu sehen gewesen wären.
Hätte sie geküsst, bis es weh täte. Mir, aber noch mehr ihr. Ich wollte sie
verschlingen. Ich wollte, dass sie litt. Vielleicht büßte. Büßte für diese
Anmut und die Schönheit. Für alles, was sie war. Sie erschien so rein und
makellos. Wie ein Reh. Wie Audrey Hepburn. Und ich war die Raubkatze.
Durchtrieben. Gefährlich. Geschmeidig in meinem Jagdtrieb.
Der Gedanke
irritierte mich. Wie ein Rabe, der krächzend über eine idyllische Landschaft
fliegt. Wollte ich ihr wehtun? Ich verscheuchte den Gedanken.
„Das ist nicht
das erste Mal, dass du so was machst. Habe ich Recht?“
Sie nickte fast
unmerklich, als sei es ihr peinlich.
„Du hast das
schon öfters gemacht.“
Sie nickte
wieder.
„Wie oft?“
„Zwei oder
dreimal.“
Es war ein
Flüstern.
„Sprich
gefälligst lauter.“
Sie wiederholte
es lauter, aber mit wackeliger Stimme. Das Flüstern gefiel mir besser.
„Ich mache das
hier auch nicht zum ersten Mal.“
Das war gelogen,
aber ich wollte nicht die Unerfahrene sein. Aber ich bereute die Worte. Sie
waren nicht ehrlich, und das war ein Moment absoluter Ehrlichkeit.
Ich musterte sie
lange, zwang sie meinen Blick zu ertragen.
Dann sagte ich:
„Geh in die
Küche, in der dritten Schublade findest du ein Küchenmesser. Hol es!“
Sie sah mich an,
dann schlurfte sie aus dem Wohnzimmer. Ihr Gang war kleiner als zuvor.
Zusammengesunken.
Erwartungsvoller.
Devoter.
Sie kam zurück,
und ich fing ihren Blick wieder ein.
„Schneid deine
Fesseln auf!“
Ich hätte sie
auch eine Schere holen lassen können, aber irgendwie mochte ich das große
Messer mit der langen, glänzenden Klinge besser.
Ich wollte es
ihr nicht zu einfach machen. Sie musste sich ein wenig verrenken, um die Klinge
so anzusetzen, dass sie sich nicht verletzte. Aber schließlich fielen die
Schnürsenkel auf den Boden.
„Gib mir das
Messer!“
Ich spielte
beiläufig mit der Klinge. Nicht drohend, mehr desinteressiert und verspielt.
Samtig halt.
Und dann sprach
ich es aus.
„Zieh dich aus.“
Sie zögerte
einen Moment. Sah mich an. Ich glaubte, etwas Neues in ihrem Blick zu erkennen.
Ihre Augen waren größer geworden.
Ich war
gespannt. Wieder die Frage, ob ich zu weit gegangen war. Aber sie hatte
zugegeben, nicht die Unerfahrene zu sein, die sie vorgegeben hatte. Ich wollte
das Heft des Handelns in der Hand halten. Selbst wenn das bedeutete, dass ich
dabei zu stürmisch werden müsste.
„Na los!“
Sie stieg mit
kleinen Schritten aus den Segelschuhen. Dann griff sie das Top. Ihr Blick hielt
inne, fragend, ob ich vielleicht den Befehl zurücknähme. Ich bedeutete ihr mit
einem ungeduldigen Wackeln des Messers, dass sie weiter machen solle.
Sie zog sich das
Top über den Kopf und streifte es ab. Diesmal ohne Probleme. Ein weiterer
Beweis, dass das in der Tennishalle alles gestellt gewesen war.
Sie öffnete den
Reisverschluss ihrer Jeans und diese glitt fast von allein ihre Beine herunter.
Als sie heraus stieg, ließ sie für einen Augenblick den Blickkontakt abreißen.
Aber bevor ich
sie ermahnen konnte, hatte sie ihn schon wieder hergestellt.
Jetzt stand sie
da in Slip und BH und hielt wieder inne.
Dies war der
entscheidende Augenblick. Mein Befehl war etwas vage gewesen. Wie ein Test.
Zieh dich aus. Was verstand
sie darunter? Wie weit würde sie gehen?
Die Entscheidung
lag nicht mehr bei ihr.
Das Pochen in
meinem Leib hatte die Entscheidung bereits getroffen.
In meinem
Unterleib.
Es lag nicht bei
ihr.
Nichts lag mehr
bei ihr. Alles bei mir.
Zögernd griff
sie den Verschluss ihres BHs am Rücken, als sie erkannte, dass ich sie nicht
unterbrechen würde. Sie öffnete ihn und ließ das Kleidungsstück die Arme
hinabgleiten.
Ich hatte ihre
Brüste schon gesehen. Beim Duschen. Aber jetzt waren sie anders. Ihre Nippel
standen hart und aufrecht. Ihre Brüste waren relativ klein, aber wohlgeformt.
Ich musterte sie beiläufig.
Es waren auf
einmal andere Brüste.
Zum ersten Mal
waren es Brüste, die ich gerne gefühlt hätte.
Nippel, die ich
in den Mund nehmen wollte.
Rundungen, die
ich mit meiner Zunge nachfahren wollte.
Aber es ging
nicht um ihre Brüste.
Es ging um den
Blick.
Es war dieser
Blick, der alles ausmachte.
Der die
improvisierten Fesseln ersetzte.
Der eine
Verbindung zwischen uns herstellte.
Der meinen Schoß
zum Pochen brachte, in Flammen setzte.
Sie hakte ihre
Finger in den Slip, wieder zögernd. Dann streifte sie ihn ab.
Und war nackt.
Ich hatte sie
schon nackt gesehen. Beim Duschen.
Aber jetzt war
es anders. Sie hatte einen schönen Körper. Durchtrainiert, glatt, weich.
Für den
Augenblick war es mein Körper.
Welch ein
Gefälle der Macht!
Sie stand dort.
Nackt.
Schutzlos.
Verletzlich.
Und ich saß in
meinem Sessel. Scheinbar entspannt in meinen Klamotten.
Noch nie war mir
bewusst geworden, wie viel Macht in ein paar Stücken Kleidung stecken konnte.
Wie viel
machtvoller ich war, nur weil ich mit einer Jeans und einer Bluse bekleidet war
und sie keinen Fetzen Stoff mehr an sich hatte, um sich zu verbergen.
Ich sah ihr
nicht zwischen die Beine.
Betrachtete
nicht das Glitzern zwischen ihren Schenkeln, das sich zwischen ihrer rasierten
Scham zeigte.
Ich hielt den
samtigen Blick.
Hypnotisierend.
Sie legte die
Hände mit den Handinnenflächen auf die Schenkel und stand gerade.
Es sah wie ein
Ritual aus.
Eines, das sie
irgendwo anders gelernt hatte.
Ich wollte das
nicht. Sie sollte meinen Ritualen folgen.
„Verschränke die
Arme hinter dem Kopf!“
Sie gehorchte.
Ich stand auf.
Trat an sie
heran.
Ganz nah.
Mit dem
schwarzen Blick.
Kalt und
herablassend.
Und in ihren
Augen, da sah ich ...
Lust.
Demut.
Hingabe.
Aber ich sah
mehr.
Ihr Blick schenkte
mir etwas unglaublich Kostbares:
Vertrauen.
Ich sah es.
Sie sagte mir:
Ich gebe mich dir hin.
Tu was du willst.
Ich werde es ertragen.
Ich weiß, dass du es nicht enttäuschen wirst.
Ich schenke mich dir.
Ich lege mich in deine Hände.
So etwas hatte
ich noch nie erlebt.
So etwas hatte
mir noch nie jemand gesagt.
Weder mit
Worten, schon gar nicht mit einem Blick.
Diese Augen.
Diese
unglaublichen Augen!
Ich war
überwältigt.
Nie hatte ich
einen Menschen so sehr geliebt wie in diesem Moment.
Es spülte über
mich.
Es pochte nicht
mehr in meinem Schoß.
Mein ganzer
Körper brannte.
So schwarz.
So weich.
Unendlich.
Unendlich.
Samt.
Meine Knie
zitterten.
Ich brach den
Blick.
Umkreiste sie.
Musste meine
Contenance wiedergewinnen.
Mein Atem ging
schwer.
Keuchte.
Es dauerte eine
Weile, bis ich es bemerkte.
So sehr
pulsierte es in mir.
Aber ich konnte
es auch nicht unterdrücken, wollte es auch nicht. Sie sollte wissen, dass ich
verstanden hatte, und wie kostbar ihr Geschenk für mich war.
Ich betrachtete
ihren Körper.
Die
verschränkten Hände, die von ihren braunen Haaren umspült wurden.
Die angespannten
Muskeln ihrer Arme.
Den Hals.
Die winzigen,
gläsernen Härchen an ihrem Haaransatz.
Die gespannten
Schulterblätter.
Den geraden
Rücken.
Mit der kleinen
Kerbe, die das Rückgrat abzeichnete.
Die breiten
Hüften.
Die runden
Pobacken.
In diesem Moment
gab es keine schönere Frau auf der Welt.
Als ich mit
meinem Zeigefinger über den Haaransatz fuhr, schoss wieder eine Gänsehaut über
ihren Körper, und Sara verspannte sich vor Überraschung.
Ich fuhr mit der
stumpfen Seite des Messers über ihren Rücken, was sie erschaudern ließ.
Die Klinge auf
ihrer Haut.
Die matte
Reflexion im Metall.
Der Kontrast
zwischen Metall und Haut.
Ihre
Verletzlichkeit.
Die Wärme ihres
Körpers vor der kalten Klinge.
Sie erwärmte die
Klinge.
Sie würde sie
auch zum Schmelzen bringen.
Verformen.
Stumpf machen. So überstrahlte ihre Wärme alles.
Ich streichelte
sie.
Jeden
Quadratzentimeter ihres Rückens, Mal sanft, dann fordernder. Mein Zeigefinger
folgte ihrem Rückgrat. in das Tal zwischen den Pobacken. Ganz leicht folgte ich
der Linie, ohne Druck, ohne in sie einzudringen.
Dann verließ ich
das Tal, folgte der Rundung ihrer Pobacke am Schnitt zwischen Po und
Oberschenkel.
Langsamer.
Ich spürte, wie
sie die Luft anhielt, nun, da ich näher an den magischen Ort kam.
Und auch meine
Finger zitterten.
Schließlich war
ich angelangt, an den geschwollenen Schamlippen.
Ich fuhr langsam
darüber, bis mein Finger an eine warme Feuchtigkeit stieß.
Ihre
Oberschenkel begannen zu zittern.
Sie musste ihren
Stand verändern, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
„Schhh!“ hauchte
ich ihr ins Ohr und wurde von dem warmen Geruch ihrer Haare betäubt.
Mit der anderen
Hand umfasste ich ihre Taille. Um sie zu stützen im Notfall.
Ich war wie von
Sinnen, und sie war es auch.
Was war das
hier? So was hatte ich noch nie erlebt.
Und ich konnte
es nicht mehr ertragen.
Ich trat vor
sie, breitbeinig. Sie sah mich an. Durch das Zittern in ihren Beinen war sie
längst nicht mehr in der Lage, gerade zu stehen.
Ein letztes Mal
schoss ich einen Blick der Stärke durch sie hindurch.
Ein letztes Mal
war ich das Bollwerk der Beherrschung.
Ein letztes Mal
nahm ich mich zusammen.
Ein letztes Mal,
in dem ich erkannte, was es war.
Macht.
Es war die
Macht.
Die Macht, die
sie mir gab.
Die sie meinem
Blick gab.
Meiner Haltung.
Allem, was ich
besaß.
Was ich war.
Es war das
Gefühl über sie verfügen zu können.
Mit ihr machen
zu können, wonach mir war.
Indem sie sich
entkleidete vor mir, hatte sie auch alle Zivilisation abgelegt.
Alle Normen,
Konventionen.
Sie war das Reh.
Ich war die Raubkatze.
Und sie opferte
sich mir.
Meinen Gelüsten.
Meinen
Begierden.
Meinen
Perversionen.
Indem sie ihren
Körper und ihre Seele in meine Hände legte, zeugte sie mir ihren Respekt, ihre
Hochachtung.
Nie hatte mir
jemand das Gefühl gegeben, so wertvoll zu sein.
So stark.
So mächtig.
So wunderbar.
Nie hatte mir
jemand die Möglichkeit gegeben, diese Katze zu entdecken.
Schwarz,
geschmeidig.
Mit samtenen
Pfoten.
Mit samtenem
Fell.
Mit samtenen
Bewegungen.
Und tödlich.
Sie hatte sich
ihrer Kleider und der Konventionen entledigt. Nun lag es an mir.
Ich ließ los.
Ich ließ mich
fallen.
Ich öffnete den
Käfig und ließ den Panther heraus.
Ich packte sie.
Umarmte sie.
Presste meine
Lippen auf ihre.
Fordernd.
Gewaltig.
Gewalttätig.
Mit einer Hand
an der Taille, der anderen an ihrem Kopf.
Meine Zunge
drang in sie ein, hart und unnachgiebig.
Und sie
reagierte.
Schien mit ihrer
Zunge meine abwehren zu wollen.
Ein Kampf.
Erbittert und
unnachgiebig.
Und es bestand
kein Zweifel, wer gewinnen würde.
Mein Angriff auf
sie war so stark, das sie zurückwich.
Einen Schritt
nach dem anderen.
Gleichzeitig
aber meinen Kuss erwiderte.
Bis ich sie an
die Wand gepresst hatte.
Bis sie keinen
Ausweg mehr hatte.
Sich meinem
fordernden Körper stellen musste.
Meinen Händen,
die über ihren ganzen Körper glitten.
Meinen Fingern, die
in sie eindrangen und nach kürzester Zeit zum Höhepunkt trieben.
In den warmen
See tauchten.
Das weiche
Fleisch spürten.
Das ich den
ganzen Abend über gequält hatte.
Ohne es zu
berühren oder auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
Ich drang in sie
ein.
Rüde.
Brutal.
Und sie stöhnte
dazu.
Stachelte mich
nur noch mehr an.
Ich wollte es
ihr austreiben.
Das Stöhnen. Ich
wollte sie vernichten. Mit meinen Fingern, die immer wieder in sie fuhren.
Tiefer. Tiefer.
Härter.
Schneller.
Aber sie hörte
nicht auf.
Das Stöhnen.
Hörte nicht auf.
Wurde nur noch
lauter.
Fordernder. Wer
war sie, Forderungen zu stellen?
Wer war ich, sie
nicht zu erfüllen.
Ich drückte
meinen Körper an sie.
Fest. Wollte sie
verschmelzen.
Unsere Körper.
Wollte mit ihr
eins werden.
Meine Hand flog
über sie.
Ihre Brüste.
Ihren Po.
Zwischen die
Schenkel.
Ich drückte
meine Finger in ihren Mund.
Sie sollte ihre
eigene Geilheit schmecken.
Als Anklage.
Sie sollte ihre
Schuld schmecken.
Dann wollte ich
sie Schmecken.
Ihre und meine
Schuld.
Dann brach es
aus ihr hervor.
Ich musste sie
an die Wand pressen, damit sie nicht zusammensackte.
Alle Energie war
in ihren Sch0ß geflossen.
Für ihre Beine
hatte sie keine Kraft mehr.
Und als ich sie
hörte.
Wie sie stöhnte.
Unkontrollierte
Laute ausstieß.
Wie sie in ihrer
eigenen Welt der Lust gefangen war.
Wie sie nichts
mehr wahrnahm.
Ihre Hände sich
in meinen Po krallten.
Mit aller Kraft.
Mit aller
Begierde.
Mit allem
Schmerz.
In Trance.
Da kam es mir
auch.
Explodierte in
meinem Schoß.
Bahnte sich
seinen Weg.
Schwarz, Samten.
An der Wand
gelehnt.
Ekstatisch.
Ich weiß nicht,
wie lange wir da standen.
Uns irgendwie
gegenseitig stützten.
Beiderseits
nicht wussten, was da passiert war.
Wann wir wieder
zur Besinnung kamen.
Langsam.
Keuchend.
Stöhnend.
Ungläubig.
Als ich später
an diesen Moment zurück dachte,
bekam ich Angst.
Nie zuvor hatte
ich etwas Animalischeres entdeckt.
Nie zuvor war
ich tiefer in diese Schwärze eingedrungen, hatte meinen Verstand weiter hinter
mir zurückgelassen.
Nie zuvor hatte
ich den schwarzen Samt gespürt.
In diesem
Augenblick aber war ich weiter gegangen.
War zur
Pantherin geworden.
In diesem Augenblick
gab es keinen Verstand.
Es gab nur
animalisches Sein.
Als ich mich ein
wenig unter Kontrolle hatte, richtete ich mich auf.
Hielt Sara immer
noch umfasst, spürte die kleinen Schweißperlen auf ihrer Haut, ihr schweres
Atmen, das ihren Brustkorb hob und senkte. Betrachtete ihre Brüste, die im
Rhythmus auf und ab schwangen.
Ich sah ihr in
die Augen.
Und lächelte.
Und sie lächelte
zurück.
Ich musste aus
der Rolle fallen. Es ging nicht anders. So wie in einem Film die unendliche
Spannung durch einen kleinen Witz abgebaut wird. So mussten wir ein wenig der
Energie hinauslassen.
Und ich musste
ihr versichern, nur für einen kleinen Moment, dass das, was ich ‑ was wir
gerade erlebt hatten, kein Spiel war. Sondern wahrhaftig.
Sie lächelte
zurück.
Erschöpft.
Friedlich.
Warm.
Ich küsste sie
wieder.
Sanfter
zunächst. Aus Dankbarkeit für ihr Geschenk, ihre Hingabe. Spürte wie weich ihre
Lippen waren, wie zart ihre Zunge. Strich über ihr Gesicht. Hielt inne. Sah sie
an. Sie hatte die Augen geschlossen. Es dauerte eine Zeit, bis sie sie öffnete.
Und sofort war es wieder da.
Das Devote in
ihrem Blick.
Das Dienende.
Das Empfangende.
Sie brachte den
Samt in mir wieder zum Glänzen.
Ich drückte
meine Küsse wieder in sie hinein, bog ihren Kopf zurück, in den Nacken.
Leidenschaftlicher.
Und als ich die
Position an der Wand leid war, da zog ich sie weg.
Mit Wucht.
Wir stolperten
durch das Wohnzimmer.
Und ich warf sie
fast auf den kleinen Wohnzimmertisch.
Die Couch oder
den weichen Flokati-Teppich wollte ich ihr verwehren.
Sie sollte das
kalte, harte Holz spüren.
Die Raubkatze
hatte wieder Besitz von mir ergriffen.
Scheppernd
kippte die Vase um. Das Erbstück von Tante Hanna. Von dem alle sagten, dass es
nichts wert sei, aber das mir immer so gefallen hatte. Mit einem Klirren
zersprang sie auf dem Boden.
„Verflixt!“,
dachte ich. Und dann dachte ich an ihre Brüste, an die steifen Brustwarzen, die
an die Decke zeigten. Ich strich erst zart darüber, um sie zu stimulieren. Dann
presste ich sie hart zusammen zerquetschte sie zwischen meinen Fingern.
Ich fiel über
sie her.
Verschlang sie.
Wild.
Ihr Geruch
zwischen ihren Beinen in meinen Nüstern.
Ich hätte ihr
die Kleider vom Leib gerissen.
Hätte sie noch
welche angehabt.
Wühlte mich in
ihre Scham, brachte sie zum Höhepunkt.
Ließ sie mich
zum Höhepunkt bringen.
Ich zählte nicht
wie oft.
* * *
Ich muss
gestehen, ich weiß nicht mehr genau, wie es weiterging. Die Details sind mir in
all der Ekstase entglitten.
Irgendwann
landeten wir auf dem Boden. Wälzten uns in dem weichen Flokati.
Irgendwann
entledigte ich mich meiner Kleider. Die Knöpfe meiner Bluse fand ich am
nächsten Tag in allen Ecken verstreut. Die Knöpfe der teuren weißen Bluse. Die
so richtig viel gekostet hatte. Sündhaft viel.
Ich wachte in
meinem Bett auf, als das Sonnenlicht in das Fenster schien. Ich hatte die
Rollladen nicht heruntergelassen. Das Licht schien noch kühl von der
Morgensonne.
Ich wollte mich
aufrichten, aber auf meiner Brust lag ihr Kopf.
Schlafend.
Ich hob meine
Hand, berührte ihre Haare.
Vorsichtig, ganz
vorsichtig, um sie nicht zu wecken.
Die Wärme ihres
Körpers an meiner Seite.
Meinen Kopf
richtete ich langsam auf.
Ich wollte ihr
Haar riechen. Den schwülen Geruch des Haares am Morgen.
Sie lag da, so
friedlich. Wie das Reh. Wie Audrey Hepburn.
Eigentlich
mussten mir Tausende von Gedanken durch den Kopf gehen. Doch er war leer. Ich
sah nur Sara und dachte daran, wie schön sie war.
Wie schön der
Moment war.
Wie schön das
Geschenk war, das sie mir gebracht hatte.
Wie schön sie
war.
Wie schön ich
dadurch geworden war.
Ende
*
* *
Wie immer würde
ich mich über ein Feedback freuen!
Liebe Grüße,
Patrizia Panther
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